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BETRACHTUNGEN ÜBER DIE ORGANISCHE AKTIVITÄT DER PARTEI, WENN DIE ALLGEMEINE LAGE HISTORISCH UNGÜNSTIG IST


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Betrachtungen über die organische Aktivität der Partei, wenn die allgemeine Lage historisch ungünstig ist
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Betrachtungen über die organische Aktivität der Partei, wenn die allgemeine Lage historisch ungünstig ist

(1965)

Die sogenannte Frage der internen Parteiorganisation ist stets Gegenstand der traditionellen Marxisten und der Kommunistischen Linken gewesen, die als Opposition zu den Fehlern der Moskauer Internationale entstand. Natürlich ist diese Frage nicht ein isolierter Abschnitt eines abgeschotteten Bereichs, sondern ist vom allgemeinen Rahmen unserer Positionen nicht abtrennbar.

Was die Lehre, die allgemeine Theorie der Partei betrifft, so findet sie sich in den klassischen Schriften und ist auf vertiefende Weise in Darstellungen jüngeren Datums zusammengefasst, in den italienischen Texten wie den »Römer Thesen« und den »Thesen von Lyon« und in vielen anderen, in denen die Linke ihre Vorahnung des Bankrotts der III. Internationale, der durch nicht weniger ernste Vorgänge wie von der II. Internationale dargeboten stattfand, zum Ausdruck brachte. Das ganze Material wird auch jetzt teilweise bei der Untersuchung der Organisationsfrage (verstanden in ihrem engeren Sinn als Parteiorganisation und nicht im weiten Sinne der Organisation des Proletariats in ihren verschiedenen geschichtlichen und gesellschaftlichen Formen) benutzt und wir wollen es hier nicht wieder zusammenfassen, wir verweisen auf besagte Texte und auf die umfassende Arbeit im Verlauf der »Storia della Sinistra«, von der der zweite Band in Arbeit ist.

Alles was die Weltanschauung der Partei und das Wesen der Partei betrifft, und das Verhältnis zwischen der Partei und ihrer ureigenen proletarischen Klasse, und was sich in der klaren Schlussfolgerung zusammenfassen lässt, dass die Klasse nur durch die Partei und die Tätigkeit der Partei zur Klasse für sich und für die Revolution wird, dies gehört zur unverfälschten Theorie, die uns allen gemeinsam ist und nunmehr ausserhalb der Diskussion steht.

Gewöhnlich bezeichnen wir als taktische Fragen (unter Wiederholung des Vorbehalts, dass es keine unabhängigen und selbständigen Abschnitte und Bereiche gibt) diejenigen, die aus den Beziehungen zwischen dem Proletariat und den anderen Klassen, der proletarischen Partei und den anderen proletarischen Organisationen und zwischen der Partei und den anderen, bürgerlichen und nichtproletarischen Parteien hervorgehen und sich entwickeln.

Die Beziehung, die sich zwischen den von den theoretischen Grundsätzen nicht zu verwerfenden taktischen Lösungen und der vielgestaltigen Entwicklung der objektiven Situation entwickelt, in einem gewissen Sinn ausserhalb der Partei, ist sicher reichlich wankelmütig; aber die Linke vertrat, dass die Partei dies im Voraus sehen und beherrschen muss, wie dies in den »Römer Thesen« über die Taktik, verstanden als Thesenentwurf für die internationale Taktik, entwickelt wurde. Es gibt, um dies extrem zusammenzufassen, Zeiten, in denen die objektive Situation günstig ist, während die Bedingungen für die Partei als Subjekt ungünstig sind; es kann das Gegenteil der Fall sein; es gab wenige, aber beeindruckende Beispiele einer wohlvorbereiteten Partei und einer gesellschaftlichen Situation, in der die Massen der Revolution und derjenigen Partei zustreben, die dies im Voraus gesehen und dargestellt hat, wie dies Lenin für die Bolschewiki geltend machte.

Die Haarspaltereien beiseitelassend können wir uns fragen, in welcher objektiven Lage sich die heutige Gesellschaft befindet. Die Antwort lautet sicherlich, dass es die Schlechtestmögliche ist, und dass ein grosser Teil des Proletariats nicht nur von der Bourgeoisie ausgepresst, sondern von den in Diensten derselben arbeitenden Parteien kontrolliert wird, welche das Proletariat selbst solcherart an jeder revolutionären Klassenbewegung hindern, dass man nicht voraussehen kann, wieviel Zeit noch vergehen muss, bis in dieser toten und unausgeformten Zeit wieder das geschieht, was wir an anderer Stelle als »Polarisierung« und »Ionisierung« der gesellschaftlichen Moleküle bezeichneten, die dem Ausbruch des grossen Klassenantagonismus vorausgehen.

Welches sind, in dieser ungünstigen Zeit, die Auswirkungen auf die innere organische Dynamik der Partei? Wir haben, in all den oben aufgeführten Texten, immer gesagt, dass es der Partei unmöglich ist, das Gepräge der sie umgebenden wirklichen Lage nicht zu verspüren. Deshalb sind die grossen existierenden proletarischen Parteien notwendigerweise und bestätigtermassen opportunistisch. Es ist eine grundlegende These der Linken, dass unsere Partei aus diesem Grunde nicht aufhören darf, Widerstand zu leisten, sondern dass sie überleben und die Flamme entlang des historischen »Fadens der Zeit« übertragen muss. Klar ist, dass dies eine kleine Partei sein wird, aber nicht, weil wir es so gewünscht oder gewählt hätten, sondern aus unvermeidlicher Notwendigkeit. Was die Struktur der Partei betrifft, so haben wir, auch in der Zeit des Zerfalls der III. Internationale, in zahlreichen Polemiken die verschiedensten Vorwürfe mit Argumenten zurückgewiesen, die hier nicht wiederholt zu werden brauchen. Wir wollen keine Geheimsekte oder Elitenpartei, die aus Reinheitskult jeden Kontakt nach aussen ablehnt. Wir verwerfen jede Konzeption einer Arbeiter- oder Labourpartei, die alle Nicht-Arbeiter ausschliesst – eine allen Opportunisten der Geschichte zugehörende Konzeption. Wir wollen auch nicht, laut über einem halben Jahrhundert alten Streitschriften, die Partei auf eine Organisation kulturellen, intellektuellen und scholastischen Typs reduzieren; auch glauben wir nicht, wie bestimmte Anarchisten oder Blanquisten, dass an eine Verschwörungen anzettelnde Untergrundpartei der bewaffneten Aktion zu denken sei.

Da sich die Kennzeichen der Verkommenheit der gesamten Gesellschaft in der Verfälschung und Zerstörung der Theorie und der eigentlichen Lehre verdichten, ist es klar, dass die heutige kleine Partei vorrangig von der Wiederherstellung der theoretischen Grundsätze geprägt ist, leider fehlt dafür der günstige Hintergrund vor dem Lenin dies nach dem Desaster des Ersten Weltkriegs bewerkstelligte. Deshalb können wir aber keine Schranke zwischen Theorie und praktischer Tätigkeit herunterlassen, denn über ein bestimmtes Mass hinaus würden wir damit uns selbst und alle unsere Grundsätze vernichten. Wir nehmen daher alle den günstigen Zeiten eigenen Tätigkeitsarten in dem Mass in Anspruch, wie es das wirkliche Kräfteverhältnis gestattet.

Dies alles müsste sehr viel ausführlicher dargelegt werden, doch kann man, was die Organisationsstruktur der Partei in einer so schwierigen Übergangszeit betrifft, zu einer Schlussfolgerung gelangen. Es wäre ein verhängnisvoller Fehler, diese Organisationsstruktur als in zwei Gruppen aufteilbar anzusehen: die eine widmet sich dem Studium, die andere der Aktion; denn eine solche Unterteilung ist nicht nur für den Parteikörper tödlich, sondern auch im Hinblick auf die einzelnen Genossen. Der Sinn der Geschlossenheit und des organischen Zentralismus besteht darin, dass die Partei die zu verschiedenen Funktionen fähigen Organe an sich entwickelt, wie Propaganda, Mitgliederwerbung, proletarische Organisierung, Gewerkschaftsarbeit usw. bis hin, morgen, zur bewaffneten Organisation, doch darf man aus der diesen Funktionen zugeordneten Anzahl der Genossen nichts folgern, denn grundsätzlich sollten keinem einzigen Genossen eine dieser Funktionen fremd sein. Dass es in dieser Zeit so erscheinen mag, dass zuviel Genossen der Theorie und der Geschichte der Bewegung zugewandt und nur wenige schon bereit zur Aktion sind, ist ein Unfall der Geschichte. Es wäre vor allem unsinnig, die Anzahl herauszufinden, die sich der einen oder anderen Verausgabung von Energie verschreiben soll. Wir wissen alle, dass unzählige Elemente bei Radikalisierung der Lage für uns eintreten, auf direktem Weg und ohne den geringsten, schulmässige Qualifizierung nachäffenden Lehrgang.

Seit Marx gegen Bakunin, Proudhon, Lassalle kämpfte und seit allen späteren Phasen der opportunistischen Seuche wissen wir zu gut, dass die opportunistische Gefahr völlig mit dem Einfluss von falschen kleinbürgerlichen Verbündeten auf das Proletariat zusammenhängt. Unser unbegrenztes Misstrauen gegenüber den Beiträgen dieser Gesellschaftsschichten darf und kann uns nicht daran hindern, auf der Grundlage der mächtigen Lehren der Geschichte, ihre Ausnahmeelemente zu nutzen, die die Partei ihrer Arbeit der Wiederherstellung der Theorie zuweist, ohne die es nur den Tod gibt, und die sich, in der Zukunft, mit der Absicht ihrer Verbreitung, hineindenken muss in die unermessliche Erweiterung der revolutionären Massen.

Das heftige Funken schlagende Feuer unserer Dialektik hat uns gelehrt, dass derjenige ein kämpfender Kommunist und Revolutionär ist, dem es gelang, die Klassifizierung zu vergessen, zu leugnen und aus dem Verstande und dem Herzen herauszureissen, in die ihn der Zivilstand dieser verwesenden Gesellschaft versetzt hat und der sich selbst in den tausendjährigen Spannbogen versetzt und in ihm sieht, der unsere mit wilden Tieren kämpfenden, in Stämmen organisierten Vorfahren verbindet mit dem in der freudigen Harmonie des gesellschaftlichen Menschen verbrüderten Mitglied der künftigen Gesellschaft.

Historische und formelle Partei. Diese Unterscheidung findet sich bei Marx und Engels, und sie hatten das Recht, daraus abzuleiten, sich mit ihrem Werk auf der Linie der historischen Partei befindend, eine Zugehörigkeit zu jedwelcher formellen Partei geringzuschätzen. Daraus kann kein heutiger Genosse das Recht auf eine Wahl schliessen: mit der »historischen Partei« geht das in Ordnung, auf die formelle Partei kann man pfeifen. Nicht etwa, weil Marx und Engels Supermänner einer besonderen Art oder Rasse waren, sondern wegen der Durchdachtheit eben ihrer Aussage selbst, die dialektische und historische Bedeutung hat. Marx sagt: Partei in ihrer historischen Bedeutung, im historischen Sinn, und formale oder ephemere [vergängliche] Partei. Der erste Begriff beinhaltet die Kontinuität, und von daher haben wir die uns kennzeichnende These der Invarianz der Lehre abgeleitet, seit sie Marx formulierte, nicht als eine Erfindung eines Genies, sondern als Aufdeckung eines Resultats der Menschheitsentwicklung. Aber die zwei Begriffe stehen sich nicht metaphysisch gegenüber und es wäre albern, sie in folgender lächerlicher Gelehrtheit zum Ausdruck zu bringen: sich von der formellen Partei ab- und der historischen Partei zuwenden. Wenn wir aus der invarianten Lehre heraus zu dem Schluss kommen, dass der revolutionäre Sieg der arbeitenden Klasse nur mit der Klassenpartei und deren Diktatur zu erringen ist und eskortiert von Marx’ Worten behaupten, dass vor der revolutionären und kommunistischen Partei das Proletariat vielleicht für die bürgerliche Wissenschaft eine Klasse ist, aber nicht für Marx und für uns, so ist daraus die Schlussfolgerung abzuleiten, dass es für den Sieg notwendig sein wird, eine Partei zu haben, die gleichzeitig die Bezeichnung »historische Partei« und »formelle Partei« verdient, das heisst, dass der offensichtliche Widerspruch – der eine lange und schwierige Vergangenheit dominierte – zwischen historischer Partei, also den Inhalt (invariantes, historisches Programm) betreffend, und der vergänglichen Partei, also die Form betreffend, die als physische Kraft und Praxis eines entscheidenden Teils des kämpfenden Proletariats handelt, in der Wirklichkeit der Aktion und der Geschichte gelöst ist. Diese auf den Punkt gebrachte Zusammenfassung der Lehre wird kurz auch auf hinter uns liegende historische Übergänge zurückgeführt.

Der erste Übergang von einer Gesamtheit von kleinen Gruppen und Verbänden, in denen der Arbeiterkampf in Erscheinung trat, zur von der Lehre vorausgesehenen internationalen Partei findet mit der Gründung der I. Internationale 1884 statt. Es ist jetzt nicht der Zeitpunkt, den Krisenprozess der Internationale zu rekonstruieren, die unter der Leitung Marx’ bis zum äussersten gegen das Eindringen kleinbürgerlicher Programme, wie etwa dem libertären, verteidigt wurde. 1889, nach dem Tode Marx, wird die II. Internationale errichtet, unter der Kontrolle von Engels, dessen Anweisungen jedoch nicht angewandt wurden. Für einen Moment findet sich in der formellen Partei die Fortsetzung der historischen Partei, wird aber in den folgenden Jahren unterbrochen durch einen föderalistischen und nicht zentralistischen Aufbau, durch den Einfluss parlamentarischer Praktiken und des Kults der Demokratie und durch die nationalistische Sichtweise der einzelnen Sektionen, die nicht als Kriegsheer gegen ihren eigenen Staat aufgefasst wurden, wie dies das »Manifest« von 1848 wollte; daraus entsteht der offene Revisionismus, der das geschichtliche Ziel herabsetzte und die formelle und eingeschränkte Bewegung verherrlichte. Nach dem fürchterlichen Bankrott des reinen Demokratismus und Nationalismus quasi aller Sektionen 1914, entstand die III. Internationale, die, unserer Ansicht nach, in den ersten Jahren nach 1919, eine völlige Wiedervereinigung von historischer und formeller Partei war. Die neue Internationale entstand erklärtermassen zentralistisch und antidemokratisch, aber das denkwürdige Verfahren des Übertritts zu ihr seitens der der bankrotten Internationale angeschlossenen Sektionen war besonders schwierig und übereilt durch den Gedanken, dass der Übergang von der Eroberung der Macht in Russland zu derjenigen der anderen europäischen Länder unmittelbar bevorstand. Wenn die aus den Ruinen der alten Partei der III. Internationale entstiegene Sektion in Italien – sicherlich nicht aufgrund persönlicher Tugenden, sondern geschichtlicher Folgen – besonders dazu neigte, die Notwendigkeit der Verschweissung von historischer Bewegung und ihrer gegenwärtigen Form anzumahnen, dann deshalb, weil sie besonders Kämpfe gegen die degenerierten Formen unterstützt hatte und somit das Eindringen, nicht nur der von Positionen nationaler, parlamentarischer und demokratischer Art beherrschten Kräfte abwies, sondern auch solche, die sich vom kleinbürgerlichen anarcho-syndikalistischen Revoluzzertum beeinflussen liessen (Maximalismus). Diese Strömung der Linken kämpfte besonders darum, dass die Aufnahmebedingungen (Aufbau der neuen formalen Struktur) besonders streng wurden, sie wandte sie in Italien voll an, und als in Frankreich, Deutschland usw. keine einwandfreien Ergebnisse erzielt wurden, war sie die Erste, die eine Gefahr für die ganze Internationale bemerkte.

Die historische Situation, in der man in einem einzigen Land den proletarischen Staat gebildet hatte, während man in den anderen Ländern noch nicht zur Machteroberung gelangt war, machte für die russische Sektion die klare organische Lösung schwierig, die Führung der Weltorganisation beizubehalten.

Die Linke war die erste davor zu warnen, dass, falls das Verhalten des russischen Staates, auf der Ebene der Binnenwirtschaft wie der internationalen Beziehungen, damit begänne, Abweichungen aufzuweisen, sich ein Unterschied zwischen der Politik der historischen Partei, das heisst aller revolutionären Kommunisten der Welt, und der Politik einer formellen Partei festgesetzt haben würde, die die Interessen des beschränkten russischen Staates verteidigt. Dieser Graben ist seither dermassen vertieft worden, dass die »verbündeten« Sektionen, die von der russischen Führungspartei abhängig sind, eine vulgäre eintägige Politik der Kollaboration mit der Bourgeoisie betreiben, nicht besser als die traditionelle Politik der korrupten Parteien der II. Internationale.

Dies gibt den Gruppen, die aus dem Kampf der Italienischen Linken gegen die Degeneration Moskaus hervorgingen, die Möglichkeit (wir sagen nicht: das Recht), besser als alle andern zu verstehen, auf welchem Weg die wirkliche, aktive, und also formelle Partei völlig verwachsen bleiben kann mit den Merkmalen der revolutionären historischen Partei, die mindestens seit 1847 potentiell existiert, während sie sich praktisch mit grossen geschichtlichen Rissen, durch eine tragische Folge von Niederlagen der Revolution, durchgesetzt hat.

Die Übertragung dieser unverfälschten Tradition auf die Bemühungen, eine neue Organisation der internationalen Partei ohne geschichtliche Unterbrechung zu verwirklichen, kann sich organisatorisch nicht auf die Auswahl von über die historische Lehre wohlinformierten oder hochqualifizierten Menschen begründen, sondern kann organischerweise dafür auf zuverlässigste Art nur diejenige Linie verwenden, die zwischen der Tätigkeit der Gruppe, die diese vor vierzig Jahren ausdrückte und der gegenwärtigen Linie liegt. Die neue Bewegung kann weder auf Supermänner warten noch einen Messias haben, sondern sie muss sich auf die Wiederbelebung dessen gründen, was über lange Zeit erhalten werden konnte, und die Erhaltung kann sich nicht auf die Untersuchung von Dokumenten und Thesenschulungen beschränken, sondern sie bedient sich auch lebendiger Werkzeuge, die eine alte Garde formten und denen obliegt, eine mächtige und unverdorbene Lieferung einer jungen Garde zu übergeben. Diese strebt nach neuen Revolutionen, auf die sie vielleicht nun nicht mehr als zehn Jahre warten müssen, um im Vordergrund des Schauplatzes der Geschichte zu kämpfen; weder die Namen der einen noch die der anderen interessieren die Revolution.

Die einwandfreie Übertragung dieser Tradition über Generationen hinweg, und deshalb über die Namen von lebenden und toten Menschen hinweg, kann nicht auf die Überlieferung der kritischen Texte und einzig auf die Methode beschränkt werden, die Lehre der kommunistischen Partei zuverlässig und den Klassikern getreu anzuwenden, sondern sie muss sich auf den Klassenkampf beziehen, den die Marxistische Linke (wir beabsichtigen nicht, nur ausschliesslich auf die italienische Region zu verweisen) im wirklichen und lebhaftesten Gefecht der Jahre nach 1919 in die Wege leitete und führte, und der, mehr als durch das Kräfteverhältnis gegenüber dem Feind, durch die Fessel der Abhängigkeit von einem Zentrum gebrochen wurde, das von der historischen Weltpartei zu einer von der opportunistischen Krankheit zersetzten ephemeren Partei degenerierte, bis sie tatsächlich zerstört wurde.

Ohne mit dem Grundsatz der zentralisierten weltweiten Disziplin zu brechen, versuchte die Linke, in der Geschichte eine Schlacht zu schlagen, die, auch defensiv, die proletarische Avantgarde unbefleckt lässt von Kungeleien mit den Mittelklassen und ihren dem Untergang geweihten Parteien und Ideologien. Auch dieses geschichtliche Wagnis, wenn nicht die Revolution, so doch wenigstens den Kern ihrer historischen Partei zu retten, schlug fehl, und heute wurde in einer objektiv dumpfen und stumpfen Situation neubegonnen, inmitten eines vom kleinbürgerlichen Demokratismus bis ins Mark infizierten Proletariats. Aber der entstehende Organismus, der die ganze von den Prüfungen der Geschichte bestätigte Tradition der Lehre und der Praxis benutzt, wendet diese auch in seinen täglichen Tätigkeiten an, die die Wiederherstellung eines sich stets verstärkenden Kontakts mit den ausgebeuteten Massen zum Ziel haben, und er streicht aus seinen eigenen Strukturen einen der Fehler, die ihren Ursprung in der Moskauer Internationale haben, die These des demokratischen Zentralismus und die Anwendung jeglicher Wahlmaschinerie, so wie er aus der Weltanschauung, auch des letzten Mitglieds, jegliches Zugeständnis an Neigungen demokratoider, pazifistischer, autonomistischer und libertärer Art gestrichen hat.


Source: «sinistra.net», 1999, Original in: «Il Programma Comunista» n.2 e 3 del 1965., (orth. Korr.: sinistra.net 10. 2002/04. 2021)

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